naBe-Fachtag: PROCURE TO CIRCULATE – ein Nachmittag im Zeichen der kreislauffähigen Beschaffung
Session II „Elektro- und IT-Geräte in the Loop“
Der naBe-Aktionsplan und die naBe-Kriterien für 16 Produktgruppen unterstützen die öffentliche Hand bei der nachhaltigen Beschaffung. Für Elektro- und IT-Geräten, wie Waschmaschinen oder Laptops zielen die Kriterien auf Energieeffizienz, Nutzungsverlängerung durch Garantie, Ersatzteilverfügbarkeit, Wechselbarkeit von Komponenten sowie die Weitergabe zur Wiederverwendung ab. Wie kreislaufwirtschaftliche Überlegungen in der Beschaffungspraxis umgesetzt werden, wurde von mehreren VertreterInnen aus der Praxis vorgestellt.
Es diskutierten:
- Markus Piringer (DIE UMWELTBERATUNG)
- Anna Zilbershatz und Julia Haas (Reparatur und Service Zentrum)
- Markus Hof (Bundesbeschaffung GmbH)
- Krisitof Klikovits (Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie)
- Martin Eichenseder (TCO Certified)
Mit einem Blick auf die Umwelt, zeigt sich, dass aufgrund der großen Wachstumsraten bei der Produktion von Elektrogeräten das Treibhauspotenzial steigt. Dabei fallen ein Großteil der Treibhausgase in der non-use Phase (Produktion, Transport, Entsorgung) an. Bei Smartphones sind es z.B. 72% der CO2 Emissionen in der non-use Phase. Eine Nutzungsdauerverlängerung ist daher anzustreben, u.a. durch Informationen vor der Beschaffung. Durch Reparatur und Wartung können mit vorhandenen Geräten bereits Ressourcen geschont werden. Ein wichtiger Hebel ist, den Zugang zur Reparatur zu vereinfachen, in dem Hindernisse (z.B. hohe Kostenvoranschläge) abgebaut und Anreize geschaffen (z.B. Reparaturbonus) werden.
Eine Nutzungsdauerverlängerung durch die Aufbereitung ist in zahlreichen Reparaturbetrieben möglich, dadurch verbleiben die Geräte im Wirtschaftskreislauf. Die Langlebigkeit sollte von vorneherein mitgedacht und gewährleistet werden. Das Potenzial, welches durch neue Geschäftsmodelle z.B. Produktmiete, wenn nur Geräte kurze Zeit benötigt werden, sollte nicht unterschätzt werden. Da viele Unternehmen von Lieferkettenproblemen und globalen Krisen betroffen sind, gilt es innovative Lösungen zu finden. Notwendige Rahmen, wie die Ökodesign-Verordnung und der digitale Produktpass förderlich sein.
Um in die Umsetzung zu gelangen, bedarf es einem Wissensaufbau. Hierfür kommen den Fachhochschulen und Universitäten eine besondere Rolle zu, gerade in Hinblick auf Kooperationen. Alle Diskutanten sprechen sich dafür aus, Stakeholder aus verschiedenen Bereichen stärker einzubinden.
Für den Beschaffungsprozess und die Vergabe sollten klare und nachprüfbare Kriterien verwendet werden und das Bestbieterprinzip zur Anwendung kommen. Orientierung durch Zertifizierungen bieten zahlreiche Labels und Nachweise. Vorhandene Zertifizierungen, wie TCO Certified legen den Fokus dabei auf Recovery, Herstellung, Nutzung mit dem Ziel den Beschaffenden die Arbeit zu erleichtern.
Aus den zahlreichen Ideen, Vorschlägen und in der Praxis bereits umgesetzten Beispielen, ergaben sich drei take-home messages aus der Session.
- Derzeit bereits umsetzbar ist Nutzungsverlängerung von Elektro und IT-Geräten durch konsequente Wartung der Geräte sowie Sensibilisierung der NutzerInnen für diese Thematik.
- Mittelfristig wird Software eine immer größere Rolle spielen und kann einen positiven Beitrag zur Nutzungsdauerverlängerung leisten. Das Potenzial wird derzeit nicht genutzt.
- Langfristig besteht die Notwendigkeit für kreislauffähige Produkte die Regelungen und Kriterien zu harmonisieren.
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