Refurbed-Geräte in der öffentlichen Beschaffung – Nachhaltigkeit im Fokus
refurbed-IT-Geräte sind gebrauchte Notebooks, Monitore, Tablets und Smartphones, die von spezialisierten und zertifizierten Unternehmen gesammelt, geprüft und wieder aufbereitet (je nach Bedarf neue Software, Display oder Batterien) werden. Die Geräte verfügen über die gleichen Funktionen wie Neugeräte und können so wieder in den Verkehr gebracht werden.
Relevante Nachhaltigkeitsaspekte bei der Betrachtung von refurbed-Geräten:
- Ressourcenschonung: Verringerung von Elektroschrott durch den längeren Einsatz der Geräte sowie reduzierter Energie- und Ressourcenverbrauch, da die meiste Energie bei der Herstellung benötigt wird
- Kreislaufwirtschaft: Die Wieder- bzw. Weiterverwendung von Geräten leistet einen Beitrag zu einer zirkulären Wirtschaft
- Qualitätssicherung durch Unternehmen: zertifizierte Datenlöschung und Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der wiederaufbereiteten Geräte
- Soziale Verantwortung durch die Wahl des Unternehmens (Sozialbetriebe)
Um zu veranschaulichen, wie die Beschaffung von refurbed-Geräten in der öffentlichen Hand umgesetzt werden kann, werden im Folgenden zwei Praxisprojekte aus dem Bildungsbereich vorgestellt.
refurbed an Schulen – Praxisbeispiel I
Der Einsatz von refurbed-Geräten im Bildungsbereich ist eine Maßnahme zur Reduzierung des Umweltimpacts. Durch den Einsatz von refurbed-Geräten werden die Ressourcen der Neuproduktionen eingespart. Das Bundesrealgymnasium in Krems berichtet von praktischen Aspekten des Einsatzes von refurbed-Geräten im Bildungsbereich.
Im Zuge der Geräteinitiative des 8-Punkte-Plans des BMBWF hat das Bundesrealgymnasium Krems in der Rubrik „Windows-Laptops“ refurbed-Geräte zur Verfügung gestellt bekommen. Das Besondere dabei ist, dass die Schule seit über 15 Jahren ausschließlich auf freie Open Source Software zurückgreift. Da diese Maßnahme eine längere Nutzung von älteren Geräten ermöglicht, ist dies ein sinnvoller Beitrag für mehr Nachhaltigkeit im IT-Sektor.
Aus der Erfahrung berichtet die Schule, dass wenn es sich bei den refurbed-Geräten um hochwertige Business-Geräte handelt, diese mit Linux noch zusätzliche Jahre ausgezeichnet ihren Dienst verrichten können. Die refurbed-Geräte, die zum Einsatz kommen, wurden vor der Lieferung bereits ca. vier Jahre genutzt, weisen eine hohe Akkukapazität (80 % – 100 %) auf und werden zumindest in Folge noch weitere vier Jahre in der Schule genutzt.
Unter dem Stichwort „Digitale Souveränität“ setzt die Schule auf die Kombination aus refurbed-Gerät und freiem Betriebssystem, um die Abhängigkeiten zu reduzieren, sowie eine möglichst lange Nutzung der Geräte zu ermöglichen. Diese Flexibilität ermöglicht zudem die Gerätemitnahme im Falle eines Schulwechsels, da Schulen meistens einheitliche Systeme nutzen. Hinzu kommt, dass ein aktuelles Betriebssystem über die Beendigung der Schullaufbahn vollumfänglich genutzt werden kann. Denn, so berichtet die Schule, käme es in der Praxis vor, dass dies bei anderen Lizenzenanbietern oftmals nicht ohne weiteres möglich und so Schulabgängerinnen und -abgängern ihre Schullizenz mit Ende der Schullaufbahn verlieren.
Vielen Dank für die Erfahrungen des Bundesrealgymnasium in Krems!
Bundesrealgymnasium Kremszeile (brg-kremszeile.ac.at)
refurbed an Schulen – Praxisbeispiel II
Ein weiteres Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von refurbed-IT-Geräten in Schulen ist das Gymnasium und ORG Dachsberg. Der Einsatz von generalüberholten Geräten kann nicht nur Kosten sparen, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Die Schule hat sich intensiv mit dem Thema Refurbished-Geräte auseinandergesetzt und prüft kontinuierlich die Möglichkeiten, ihre IT-Ausstattung umweltfreundlicher zu gestalten.
Ein weiterer Nachhaltigkeitshebel ist der Einsatz von Linux als Betriebssystem. Die Schule setzt fast ausschließlich auf Freie Open Source Software (FOSS, Linux in der Schule), die ihnen vier wesentliche Freiheiten bietet: Nutzung, Untersuchung, Verteilung und Verbesserung der Software. Diese Freiheiten fördern Chancengleichheit, Sicherheit und Datenschutz. Darüber hinaus ermöglicht FOSS eine deutlich verlängerte Nutzungsdauer der Hardware, da diese weniger Systemressourcen beansprucht.
Das Gymnasium und ORG Dachsberg sieht sich in einer Vorbildfunktion und möchte das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für Transparenz und Unabhängigkeit stärken. Technische Vorteile wie geringerer Wartungsaufwand und keine Lizenzprobleme werden ebenfalls hervorgehoben. Viele Schulen und Institutionen weltweit nutzen ebenfalls FOSS und profitieren von deren Vorteilen. Lesen Sie weiter: Gymnasium und ORG Dachsberg.
Sie kennen ein erfolgreiches Anwendungsbeispiel für den Einsatz von refurbed Geräten? Dann wenden Sie sich an office@nabe.gv.at
Geräteinitiative „Digitales Lernen“
Ein weiteres Projekt in diesem Bereich ist die Geräteinitiative „Digitales Lernen“ des BMBWF. Die Initiative hat das Ziel Schülerinnen und Schüler der 5. Schulstufe (im ersten Umsetzungsjahr, dem Schuljahr 2021/22, auch der 6. Schulstufe) mit einem digitalen Endgerät auszustatten und ihnen damit den Zugang zu digitaler Bildung zu ermöglichen.
Die teilnehmenden Schulen müssen ein pädagogisch fundiertes Digitalisierungskonzept aufweisen und können sich aus einer Palette von sechs Gerätetypen bzw. -modellen für jenen Gerätetyp entscheiden, mit dem sie ihr pädagogisches Konzept am besten umsetzen können. Es besteht die Möglichkeit, aus Neugeräten sowie aus wiederaufbereiteten Gebrauchtgeräten, wie dem Gerätemodell „refurbed-Notebook“, zu wählen. Auch bei der Beschaffung der Neugeräte werden Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigt und ein Fokus auf eine möglichst gute Reparierbarkeit und lange Einsatzdauer gelegt. Die Geräte wurden mit einer vierjährigen Garantie ausgeschrieben. Innerhalb der Garantie ist ein Akkutausch vorgesehen.
Für den Fall, dass nach einem Schulwechsel ein anderes Modell benötigt wird, können Erziehungsberechtigte über eine vom BMBWF finanzierte Plattform („Gerätebörse“) alte Geräte abgeben sowie das neue benötigte Modell beschaffen. Dies unterstützt nicht nur Erziehungsberechtigte in der Beschaffung hochpreisiger Geräte, sondern fördert auch die Nachhaltigkeit.
Erfahren Sie mehr: Digitales Lernen (oead.at)
Weiteres zum Thema Kreislaufwirtschaft:
- Nachlese: Webinar zum Thema Kreislaufwirtschaft 13. März 2024
- Nachlese: naBe-Fachtag 2022
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