Zusammenfassung
Good Practice Beispiel ASFINAG - Anschlussstelle VOMP
Good Practice-Beispiel ASFINAG – Anschlussstelle Vomp
Dieses Beispiel gehört zur Sammlung der Good Practice zur nachhaltigen Beschaffung. In den Beispielen werden Beschaffungsprojekte, die einen Bezug zum Aktionsplan für nachhaltige Beschaffung vorweisen, vorgestellt. Bei Fragen zu den Projekten kontaktieren Sie bitte die angegebene Ansprechperson. Sie haben auch ein Good Practice der nachhaltigen Beschaffung? Dann melden Sie sich bitte unter office@nabe.gv.at.
In diesem Artikel stellt die ASFINAG ein Projekt zu nachhaltigen Straßenbau-Maßnahmen vor. Die ASFINAG leistet mit dem österreichweiten Netz an Autobahnen und Schnellstraßen einen wichtigen Beitrag zur Mobilität und indem sie nachhaltige Mobilität zu einem zentralen Ziel erklärt hat, nimmt sie gleichzeitig die große Verantwortung im Bereich Umweltschutz wahr.
Die von der EU geforderte Verwertungsquote von 70% des Aushubmaterials bei Sanierungsarbeiten wird erreicht oder vielerorts sogar übertroffen. Weiteres wird in Ausgleichsmaßnahmen, wie Gewässerschutzanlagen, Wildtierdurchlässe ausreichende Grünflächen bei notwendigen Rodungen investiert.
Vielen Dank an Christian Albrecht (Fachbereich Bauwirtschaft und Vergabe / Experte Nachhaltigkeit) der mit der Vorstellung dieses Umsetzungsbeispiels zeigt, wie durch die Berücksichtigung der Kriterien des naBe-Aktionsplans CO2-Emissionen um ein Viertel reduziert werden konnten.
Welche Beweggründe haben zur Projektinitiierung geführt?
Welche Gegebenheiten existierten?
Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit sowie der Standsicherheit und Langlebigkeit unserer Bauwerke ist im Bereich der Anschlussstelle (AST) Vomp eine Instandsetzung erforderlich. Die Anschlussstelle befindet sich auf der A12 Inntal Autobahn und setzt sich aus zwei Auffahrtsrampen und zwei Abfahrtsrampen sowie einem Brückenobjekt über die Autobahn, welche die Rampen der einzelnen Richtungsfahrbahnen verbindet, zusammen. Darüberhinausgehend verfügt die AST Vomp über eine Lärmschutzwand im Bestand.
Was wurde gemacht? Wie wurde vorgegangen? Wer war an der Umsetzung beteiligt?
Im Zuge der laufenden Zustandsprüfungen wurde der Instandsetzungsbedarf an der Anschlussstelle festgestellt. In weiterer Folge erfolgte eine Detailuntersuchung des Bestandes, insbesondere auch gemäß den Vorschriften des BAWP [Erläuterung: Bundesabfallwirtschaftsplan] bzw. der DVO [Erläuterung: Deponieverordnung] zur Erkundung des Bestandes und allfälligen Störstoffen bzw. gefährlichen Abfällen. Auf Basis dieser Grundlage wurde die Planung der erforderlichen Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.
An der Umsetzung ist federführend der ASFINAG Projektleiter Reinhard Schmid, ein beauftragtes Planungsbüro, die extern beauftragte örtliche Bauaufsicht sowie das beauftragte Bauunternehmen für die Umsetzung beteiligt. Neben diesen sind auch noch unzählige weitere externe und interne Dienstleister beteiligt. Die fachliche Unterstützung in Hinblick auf die Umsetzung der naBe-Kriterien erfolgte durch den Fachbereich Bauwirtschaft und Vergabe.
Für die Beschaffung wurden die CO2-relevanten Vorgänge ermittelt. Im konkreten Fall ist dies die Asphalt- und Betonherstellung, die Aushubentsorgung sowie die Materialanlieferung. Zusätzlich wurden Potentiale für den Einsatz von E-Baugeräten erkannt. Aufgrund der Lage der Baustelle bzw. der örtlichen Gegebenheit der Ladeinfrastruktur konnten hier primär „Klein-E-Baugeräte“ eingesetzt werden.
Was macht dieses Beispiel besonders nachhaltig? Wie wurde der naBe-Aktionsplan/die naBe-Kriterien integriert?
Bereits im Vorfeld wurde das Baufeld detailliert erkundet und analog zu den Anforderungen des naBe-Aktionsplans ein Abfallkonzept erstellt.
Im Zuge der Ausschreibungserstellung wurde großer Wert auf die Reduktion von CO2-Emissionen gelegt. Wie bereits zuvor beschrieben wurden die relevanten Vorgänge im Vorfeld bestimmt. Dazu wurden die Emissionen der Ausschreibungsplanung ermittelt. Dies betraf einerseits die Asphalt- und Betonherstellung inkl. den Transport zur Baustelle. Hier wurde in die Bewertung die Reduktion des der Ausschreibung zu Grunde liegende GWP [Erläuterung: Global Warming Potential] (ausgedrückt in kg CO2 je Tonne Asphalt bzw. m³ Beton) bewertet.
Andererseits wurde die Aushubentsorgung inkl. die Verwertung vor Ort und die Materialanlieferung in Hinblick auf das damit in Verbindung stehende GWP bewertet. Der Berechnung wurde, analog zu den naBe-Kriterien, die Tonnenkilometer zu Grunde gelegt. In weiterer Folge wurde für die Tonnen-Kilometer das Erderwärmungspotential ermittelt.
Die Bewertung dieser Aspekte wurde in Summe mit 12 % in der Ausschreibung gewichtet.
Welche Ziele wurden erreicht? Welche Ergebnisse und Mehrwerte wurden erzielt?
Mit den gesetzten Anreizen in der Ausschreibung bzw. durch die Bewertung dieser Aspekte bei der Bestbieterermittlung konnten die CO2-Emissionen um rund ein Viertel reduziert werden.
Mit dem beauftragten Angebot erfolgt die Energieversorgung der Baustelleneinrichtung mittels alternativer vor Ort produzierter Energie (PV-Anlage). Die alternative Energieversorgung wird mittels einer PV-Anlage auf den Containern sichergestellt.
Zusätzlich wurde der Einsatz von E-Baugeräten und ein Energie-Monitoring angeboten. Bei den angebotenen E-Baugeräten handelt es sich um E-Transporter. Diese werden über die temporäre Baustellen-PV-Anlage geladen.
Das Energiemonitoring ist so konzipiert, dass grundsätzlich das vorhandene Telematik-System genutzt wird. Die LKW Flotte – permanente Transporte – ist mit einem LKW-Flotten-System ausgestattet. Der weitere Energieverbrauch wird über „Scan Meter“ oder gleichwertige digitale Systeme erfasst.
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass die vor Ort freigesetzten Emissionen reduziert werden können.
Bei der Betonherstellung wurde leider keine mögliche CO2-Reduktion angeboten. Hier müssen die erforderlichen Voraussetzungen noch geschaffen werden bzw. ist noch keine flächendeckende Versorgung mit CO2-reduzierten Betonen in Österreich gegeben.
Was kann man anderen Personen in der öffentlichen Verwaltung raten?
Es empfiehlt sich Anreize als optionale Zuschlagskriterien auszugestalten, um den Wettbewerb nicht durch verbindliche Vorgaben einzuschränken. Auch wenn die einzelnen Kriterien vielleicht zum derzeitigen Zeitpunkt nicht angeboten werden, wird jedoch durch die Bewertung der Markt zur rascheren „Umorientierung“ angeleitet.
Der Fokus für eine effiziente Reduktion der CO2-Emissionen ist vor allem auf die relevanten Vorgänge zu legen. Speziell mit den optionalen Zuschlagskriterien können sehr viele Nachhaltigkeitsaspekte eingebracht werden, ohne zugleich den Markt massiv zu belasten.
Weiterführende Links
Kontaktdaten
ASFINAG (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft)
Austro Tower, Schnirchgasse 17, 1030 Wien
Ansprechpartner
Albrecht Christian, Experte FB Bauwirtschaft und Vergabe
E-mail: Christian.Albrecht@asfinag.at
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Beitragsbilder: © ASFINAG