Wiederverwendung und Kreislaufwirtschaft – Ein Leitfaden und Impuls für Städte und Gemeinden
Der „ÖKOSOZIALER KOMPASS: KREISLAUFWIRTSCHAFT IN DER GEMEINDE“ vom Ökosozialen Forum und der Second-Hand Leitfaden für Kommunen von RREUSE & Zero Waste Europe zeigen, wie Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung für Gemeinden funktionieren kann.
Kreislaufwirtschaft und lokale Wiederverwendungsstrategien sind wichtiger denn je. Doch was genau versteht man unter Kreislaufwirtschaft? Ziel der Kreislaufwirtschaft ist, dass eingesetzte Rohstoffe für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nicht verloren gehen, sondern im Kreislauf bleiben. Dies erfordert Umstellungen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts, angefangen von der Nutzung von recycelten Rohstoffen, über das reparaturfreundliche Design, dem Einsatz von biologisch abbaubaren und erneuerbaren Energien in der Produktion über den Kauf von langlebigen Produkten bis hin zur Wiederverwendung und richtigen Entsorgung von alten Produkten (siehe Grafik).
Der Nutzen und das Potenzial von Kreislaufwirtschaft sind vielfältig. Kreislaufwirtschaft steigert die regionale Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze und festigt Wirtschaftskreisläufe in Zeiten einer Krise. Durch CO2 Einsparungen trägt es positiv zum Klimaschutz bei sowie zu einer saubereren und intakten Umwelt, was wiederum die Lebensqualität steigert¹.
Obwohl die Entwicklung der letzten Jahre einen Anstieg bei der Wiederverwendung von Gütern gezeigt hat, ist der Ressourcenverbrauch durch europäische Länder immer noch sehr hoch. Allein in Österreich verbraucht eine Person täglich rund 695l Wasser, 420 MJ Energie und 21 kg CO₂ ² – dies führt zu einem Ressourcenverbrauch, der über die verträglichen Belastungsgrenzen unserer Erde hinausgeht und zu rund 1,4 kg³ Siedlungsabfällen pro Person pro Tag führt.
Doch was muss getan werden, um eine Kreislaufwirtschaft umzusetzen? Dafür gilt es vereinfacht gesprochen, die 3R’s (reduce, reuse und recycle) sprich: Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln umzusetzen. Als Vorbild können öffentliche Auftraggeber wichtige Signale setzen, dass die Zeiten der Ressourcenverschwendung passe sind. Insbesondere Gemeinden spielen auf dem Weg in eine Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle. In Österreich wird z.B. die Sammlung von Siedlungsabfällen durch die einzelnen Landesabfallwirtschaftsgesetze geregelt⁴. Außerdem können Gemeinden bereits bei der Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen auf die Kreislauffähigkeit bedacht nehmen.
Wie können nun Gemeinden bereits in der Beschaffung zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft beitragen?
Die nachhaltigste Beschaffung ist natürlich jene, die nicht getätigt wird. Gemeinde stellen jedoch zentrale Dienste für die Daseinsvorsorge zur Verfügung, auf die nicht verzichtet werden kann und soll. Mit einer nachhaltigen Beschaffung der dafür notwendigen Güter und Dienstleistungen haben Gemeinden ein Werkzeug in Richtung Kreislaufwirtschaft in der Hand, nicht nur als Vorbildwirkung der öffentlichen Hand gegenüber den Bewohnern, sondern auch um die Nachfrage nach regionalen Produkten der Kreislaufwirtschaft zu erhöhen und somit die Region zu stärken. Nachhaltige Beschaffung beginnt hier nicht erst mit dem Kauf von Produkten und Dienstleistungen, sondern setzt bereits bei der Definition des Beschaffungsgegenstandes und des Bedarfs an. Daher ist es besonders wichtig, ökologische und soziale Aspekte und Anforderungen bereits früh in den Beschaffungsprozess einzubringen, um hohe Wirksamkeit erzielen zu können.
Der nächste Schritt ist dann die Erarbeitung von Kriterien und Berücksichtigung von positiven ökologischen und sozialen Kriterien bei der Direktvergabe oder in Ausschreibungen, die eine Wiederverwendung von Produkten fördern. Ziel ist und führt zu einer „Zero-Waste“ (Null-Abfall) Gesellschaft, indem Produkte beschafft werden, die bereits in ihrer Entstehung Abfallprävention und Verwertungsmöglichkeiten mit einbeziehen.
Mit der Anwendung der Kriterien des österreichischen Aktionsplans für nachhaltige öffentliche Beschaffung (naBe) können Gemeinden sicherstellen, dass bei der Beschaffung Kreislauffähigkeit berücksichtigt wird. Beispiele für solche Kriterien sind:
- Der Einsatz von Recycling-Baustoffen im Hoch- und Tiefbau
- Konzepte für die Rückbaubarkeit des Gebäudes
- Mehrwegverpackungssysteme für Lieferungen Bsp. Lebensmittel, Möbel, Textilien
- Die Beschaffung von bereits wiederaufbereiteten bzw. Second-Hand Produkten wie z.B. Re-Use IKT-Geräten
- Recyclingfreundliches Design bei IKT-Geräten
- Reparierbarkeit und Aufrüstbarkeit von IKT-Geräten
- Die Weitergabe von alten, aber funktionstüchtigen IT-Geräten an Verwerter
- Sicherstellung der Ersatzteilverfügbarkeit von energieeffizienten Elektrogeräten
- Strom aus erneuerbaren Energien
- Maßnahmen zur Reduktion der Lebensmittelverschwendung in der Gemeinschaftsverpflegung
- Langlebige LED-Beleuchtung
- Kopier- und Hygienepapier aus Recyclingfasern
- Mehrweggeschirr und Gebinde für Veranstaltungen
- Den Einkauf von Produkten die energieeffizient, reparierbar und langlebig sind
Für Fragen zur Umsetzung der Kriterien stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.